Anlegen im Ausland: Broker teils mit versteckten Gebühren

Die Welt rückt näher zusammen. Vor allem die Finanzbranche hat sich durch schnellere Kommunikationswege und global agierende Unternehmensgiganten verändert. Und längst ist auch in Deutschland bekannt, dass es neben dem DAX und alteingesessenen Firmen wie Siemens oder VW auch international lukrative Investitionsmöglichkeiten gibt. Willst du im Ausland Geld anlegen, solltest du allerdings einige Dinge beachten. In diesem Ratgeber liest du, auf welche Gebühren du achten solltest, wie das mit der Steuer funktioniert und welche Risiken du vermeiden kannst.

Depot im Ausland oder im eigenen Land?

Brauche ich ein Auslandsdepot, wenn ich im Ausland anlegen möchte? Diese Frage stellen sich viele zuerst. Die Antwort lautet: „Nein“. Willst du zum Beispiel Aktien japanischer Unternehmen kaufen, kannst du das in der Regel auch mit einem deutschen Depot an den entsprechenden Handelsplätzen tun.

Tipp: Am besten überlegst du dir noch vor der Depoteröffnung, an welchen internationalen Börsen du handeln willst. Dann kannst du einen Broker wählen, der den Handel an deinen bevorzugten Handelsplätzen und gleichzeitig gute Konditionen bietet.

Vorsicht vor Scammern

Bei Brokern, die ihren Sitz im Ausland haben, ist es sehr schwer, sein Recht durchzusetzen. Deswegen solltest du bei der Auswahl des Brokers genau hinschauen, damit du unseriöse und betrügerische Broker erkennst.

Aber Achtung! Bei Transaktionen ins Ausland zahlst du oft nicht nur die üblichen Ordergebühren. Zusätzliche Kosten können anfallen. Außerdem gibt es häufig gesonderte Preislisten für internationale Trades. Manchmal gelten auch Aktionsrabatte nicht.

Ausland bedeutet eben häufig auch teurer. Deswegen solltest du dir überlegen, ob es dir nicht günstiger kommt, dein Depot bei einem ausländischen Broker zu eröffnen: Hast du ein Depot in dem Ansässigkeitsstaat eröffnet, in dem das Unternehmen, von dem du Aktien kaufen willst, seinen Firmensitz hat, kannst du die Mehrkosten in der Regel vermeiden.

Eröffne ein Depot an deinem bevorzugten Handelsplatz

Nicht alle Depots sind kostenlos und müssen letztlich auch verwaltet werden. Außerdem musst du dich ja immer auch mit den gesetzlichen Rahmenbedingungen des Ziellandes auseinandersetzen. Es ist also wenig lukrativ, dass du dir in jedem Land ein eigenes Depot zulegst, wenn du Wertpapiere aus unterschiedlichen Ländern hältst.

Besteuerung bei ausländischen Kapitalanlagen

Ob Auslandsaktien, internationale Fonds oder ausländische Dividenden – alle Kapitaleinkünfte müssen versteuert werden, egal wo sie erzielt werden. Ob dies über die heimische Abgeltungssteuer passiert oder über eine ausländische Quellensteuer, ist von der Anlage und dem jeweiligen Land abhängig. Außerdem werden je nachdem, ob du ein heimisches oder ein ausländisches Depot hast, andere Schritte notwendig.

Besteuerung bei deutschem Konto

Auf Gewinne aus Verkäufen oder auch auf ausländische Dividenden zahlst du Abgeltungssteuer, wenn die Einkünfte auf ein deutsches Konto fließen. Sie wird vom Broker automatisch abgezogen und an das entsprechende Finanzamt abgeführt. Das funktioniert also ganz genauso wie bei Einkünften aus inländischen Wertpapieren. Du musst keine Schritte einleiten.

Die Problematik ist aber: Dein Gewinn kann schon im Land des Unternehmens versteuert worden sein. Viele Länder erheben ebenso wie Deutschland direkt auf die Einkünfte Steuern. Diese ausländische Quellensteuer kann also zu einer Doppelbesteuerung führen.

Internationale Abkommen sorgen zum Glück dafür, dass du nicht zu viele Steuern zahlen musst. Damit du allerdings deine zu viel gezahlten Steuern wieder zurückbekommst, musst du beim Finanzamt ein entsprechender Antrag stellen. Je nach Zielland gibt es dafür unterschiedliche Vorgaben. Das Bundesfinanzministerium bietet die entsprechenden Formulare und Hilfestellung an. Um den bürokratischen Aufwand kommst du allerdings nicht herum

Steuern und Aktien

Nicht nur bei Anlagen im Ausland zahlst du Steuern. Auch Gewinne aus dem Inland müssen versteuert werden. Einen Überblick über alle wichtigen Informationen rund um das Thema „Steuern und Aktien“ gibt es hier.

Besteuerung bei ausländischem Depot

Ein ausländisches Depot unterliegt den gesetzlichen Bestimmungen des jeweiligen Landes. Entsprechend werden auch die Steuern auf die Einkünfte erhoben. Dennoch musst du deine erzielten Gewinne auch in Deutschland versteuern. Dazu führst du alle Einkünfte in der Einkommenssteuererklärung auf.

In der Regel erstellen auch ausländische Broker zum Jahresende eine Übersicht über die erzielten Einkünfte, die für die Steuererklärung herangezogen werden kann. Es kommt dann zu einer Nachbesteuerung. Das Finanzamt teilt dir schriftlich mit, wieviel Steuer du für die ausländischen Dividenden, Verkaufsgewinne, etc. zahlen musst.

Zwangsläufig kommt es also hier ebenfalls zu einer Doppelbesteuerung. Der bürokratische Aufwand zur Erstattung der zu viel gezahlten Steuern ist also ungefähr gleich. Allerdings kann es ein Vorteil sein, bis zur endgültigen Steuerzahlung in Deutschland über einmalig besteuertes Kapital auf dem Auslandsdepot zu verfügen. Denn das kannst du ja weiterinvestieren, bist du die Steuer zahlen musst. Interessant ist dieses Vorgehen vor allem für Depots in Ländern, die keine direkte Quellensteuer oder einen geringeren Steuersatz haben.

Gebühren für ausländische Dividenden

Für die Gutschrift von ausländischen Dividenden verlangen viele Broker eine Gebühr. Das kann teuer werden: US-Aktienkonzerne veranlassen beispielsweise teils viermal pro Jahr eine Dividendenauszahlung.

Ausländische Investitionen erfordern mehr Aufmerksamkeit

Internationale Märkte sind attraktiv, haben aber auch ihre Tücken. Unterschiedliche Besteuerung und andere „Kleinigkeiten“: Eine Investition im Ausland fordert mehr Aufmerksamkeit. Dabei gilt: Je exotischer das anvisierte Investitionsland ist, desto schwerer fällt häufig auch der Einstieg in den Markt. Das beginnt manchmal bereits bei der Depoteröffnung.

Auch mit einem Depot in Deutschland solltest du wachsam sein. Für Auslands-Transaktionen gibt es häufig gesonderte Preislisten. Informiere dich also genau über mögliche Gebühren, damit du deine Rendite nicht unnötig schmälerst.

Insgesamt gilt: Scheust du den Aufwand nicht, kannst du dein Anlage-Portfolio ohne Bedenken um internationale Investments ergänzen und so neue Gewinnchancen entdecken!

Saskia ist promovierte Germanistin und arbeitet seit 2017 im Finanzbereich. Ihre inhaltlichen Schwerpunkte liegen vor allem im Bereich Wertpapierdepot, Bausparen, sowie bei Unfall- und Sterbegeldversicherung.
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